Die griechische Insel Korfu oder Kerkyra (griechisch Κέρκυρα) ist die nördlichste und zweitgrößte der sieben großen Ionischen Inseln. Sie liegt im Ionischen Meer, dem Teil des Mittelmeers, an den sich im Norden die Adria anschließt. Korfu liegt dabei etwa auf Höhe des italienischen „Stiefelabsatzes“ und nähert sich im Norden bis auf zwei Kilometer der albanischen Küste. Aufgrund der für griechische Verhältnisse recht üppigen Vegetation wird sie auch „die grüne Insel“ genannt. Mit einigen kleineren Inseln bildet Korfu die Präfektur Korfu. Es gibt einen internationalen Flughafen sowie die sogenannte Ionische Universität, an der Geschichte, Musik, Sprachen sowie Bibliotheks- und Archivwesen gelehrt werden. Korfu zählt zu den wohlhabendsten Regionen in Griechenland. Der Hauptort ist die gleichnamige Stadt Korfu bzw. Kerkyra.
Mythologie
In der griechischen Mythologie ist Korfu die Insel Scheria. Den griechischen Namen Kerkyra erhielt die Insel der Sage nach von der Nymphe Gorgyra (auch Kerkyra), die vom Meeresgott Poseidon auf die Insel gebracht wurde. Phaiakas, das Kind dieser Verbindung, war demnach der Ahnherr der Phaiaken. Die Phaiaken gelten als gastfreundlich. Unter König Alkinoos und Prinzessin Nausikaa nehmen sie z.B. einen zunächst unbekannten Fremdling auf, der sich im Laufe des Gastmahls als Odysseus zu erkennen gibt und die Geschichte seiner Irrfahrten erzählt.
Auch Medea und Iason finden auf ihrer Flucht aus Kolchis auf Scheria Unterschlupf.
Vorgeschichte
Durch das Ansteigen des Meeresspiegels wurde Korfu vor etwa 9000 Jahren vom Festland getrennt. Jäger und Sammler besiedelten die Insel im Neolithikum; in der Bronzezeit wurde die Insel erneut besiedelt.
Antike
Griechische Siedler aus Eretria gründeten im 8. Jahrhundert v. Chr. eine erste Kolonie. Durch ihre vorteilhafte Lage an der Straße von Otranto kontrollierte Kérkyra den Zugang in den Westen und zu den Küsten des Adriatischen Meeres. Im Jahr 734 v. Chr. vertrieb der Oikist Chersikrates, der aus Korinth stammte und die Stadt auf Grund innerer Unruhen verließ, mit einer Streitmacht die eretrischen Kolonisten, die sich daraufhin in Thrakien niederließen und die Stadt Methone gründeten.
Kérkyra stieg sehr rasch zu einer Seemacht auf. Im Jahr 664 v. Chr. besiegte es die Mutterstadt Korinth in der laut Thukydides ersten Seeschlacht in Griechenland und löste sich damit von dessen Vorherrschaft.480 v. Chr. stellte Korfu die zweitgrößte Flotte der Griechen, 60 Schiffe, nahm aber nicht aktiv am Krieg gegen die Perser teil. Der Historiker Thukydides sieht im Konflikt zwischen Korfu und Korinth um die Stadt Epidamnos und dem Schutzbündnis, das die Athener Korfu gewährten, einen der Anlässe für den Ausbruch des Peloponnesischen Krieges.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. dehnen die Korfioten ihren Einfluss auf das Festland aus. Zeitweise besetzen sie Butrint, eine wichtige Polis der Chaonier.
In der hellenistischen Zeit (ab 300 v. Chr.) war die Unabhängigkeit Korfus bedroht. Die Insel wurde von Abenteurern aus Syrakus überfallen, und makedonische Könige, gefolgt von illyrischen Piraten nutzen die Insel für Beutezüge gegen römische Handelsschiffe.
In der Folge des Kriegs der Römer gegen die illyrische Königin Teuta wurde Korfu die erste römische Provinz in Griechenland. Später war Korfu Teil der römischen Provinz Macedonia, in augusteiischer Zeit wurde die Insel der Provinz Epiros zugeschlagen.
Im 3. Jahrhundert machten Jason und Sosipater Korfu mit dem Christentum bekannt.
Mittelalter
Von 395 an gehörte Korfu zum Oströmischen Reich. Die Insel wurde von den Sarazenen und im 11. Jahrhundert vom normannischen Herzog Robert Guiscard erobert. In der Folge des 4. Kreuzzugs gelangte Korfu nach 1204 unter die Herrschaft des Despoten von Epiros. Als Mitgift der Helena von Epirus war die Insel 1258 in den Besitz Manfreds von Sizilien gelangt. Seit dieser Zeit wurden auf der Insel zahlreiche Lehen an fränkische Adlige ausgegeben. Nach dem Tod Manfreds hatte 1267 der Ritter Garnier de Aleman die Macht auf Korfu übernommen. Um sie gegen Epirus abzusichern, erkannte er Karl von Anjou, den neuen König von Neapel als Lehensherrn an und dieser bestätigte ihn als Gouvaneur unterstellte ihn jedoch dem Verwalter seiner albanischen Besitzungen. Unter der angevinischen Herrschaft kam das Feudalsystem westeuropäischer Prägung voll zur Ausbildung. 1272 wurde Korfu eine separate Verwaltungseinheit, zu der auch die Burg Buthroton auf dem albanischen Festland geschlagen wurde. Später erlangten die Tocci die erbliche Statthalterschaft über Korfu. Mitte des 14. Jahrhunderts kam die Insel unter den Einfluss der Republik Venedig. Kulturelle Einflüsse der westlichen Feudalherren verbanden sich mit den einheimischen griechisch-orthodoxen Traditionen zu einer eigenständigen Kultur.
Neuzeit
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war Korfus Geschichte von den Kriegen mit den Türken geprägt. Sie plünderten die Insel, doch die alte Festung und Angelókastro trotzten ihnen. Die Venezianer ordneten die Beseitigung der Weingärten und die Pflanzung von Olivenbäumen an. Im Jahre 1716 wurde die osmanische Belagerung der Inselhauptstadt durch die venezianische Armee unter Johann Matthias von der Schulenburg aufgehoben und damit der letzte türkische Eroberungsversuch der Insel endgültig abgewehrt. Nach dem Ende der Republik Venedig nahm Frankreich 1797 die Ionischen Inseln und Korfu als Département Corcyre in Besitz. Kurze Zeit, von 1798 bis 1807, war Korfu russisches Protektorat. Danach folgte bis 1814 erneut eine französische Periode.
1815 wurde Korfu Teil der Republik der Ionischen Inseln unter britischem Protektorat. In der britischen Zeit entstand ein großer Teil der modernen Infrastruktur, wie das 700 km lange Straßennetz, das zu den dichtesten in ganz Griechenland zählt. Am 21. Mai 1864 wurde Korfu Teil Griechenlands.
Während des Ersten Weltkrieges war Korfu von 1916 bis 1918 Sitz der serbischen Exilregierung, 1917 wurde hier die Deklaration von Korfu über die Gründung des jugoslawischen Staates verabschiedet.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Korfu-Stadt von den Italienern (Annexion 1941) und später von den Deutschen (Annexion 1943) sowie den Alliierten (Juni 1944) schwer bombardiert und teilweise zerstört. Am 11. und 15. Juni 1944 erfolgte unter deutscher Kontrolle die Deportation von 1700 der 1900 Juden Korfus nach Auschwitz, nur 122 von ihnen überlebten das Vernichtungslager.
Seit 1960
Durch den aufkommenden Massentourismus wurde der nach dem Krieg eingesetzte Verfall aufgehalten. 1994 war Korfu Gastgeber des Gipfeltreffens der EU-Mitgliedstaaten, bei dem unter anderem der Beitritt Österreichs zur EU beschlossen und unterzeichnet wurde. In den 80er und Anfang der 90er Jahre wurde Korfu von vielen Individualtouristen besucht, da die Fähren zur Insel mit dem Interrailticket genutzt werden konnten. Seit einigen Jahren gehen die Besucherzahlen ein wenig zurück. Dieser Umstand könnte die unvollendeten Bauten auf der Insel erklären. Im Jahre 1981 wurde auf Korfu der James Bond Film In tödlicher Mission gedreht. Drehorte waren die Altstadt, die Esplanade und die alte Festung von Korfu-Stadt, das Kloster Vlacherna bei der Mäuseinsel, das Achilleion sowie die malerische Bucht von Kalami.
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